
P.A. Straubinger
Seit wann beschäftigen Sie sich mit diesem Thema?
Der Glaube versetzt Berge.“ Hat Ihnen dieser Satz auch bei der Finanzierung des Films geholfen?
Worum geht es Ihnen mit diesem Film? Wollen Sie die Menschheit davon überzeugen Ihre Nahrung umzustellen?
P. A. STRAUBINGER: Bei AM ANFANG WAR DAS LICHT geht es definitiv nicht darum, Lichtnahrung zu propagieren oder jemandem zu sagen, er soll nichts oder weniger essen. Dass wir gesund essen sollen oder dass wir alle zuviel essen, das weiß sowieso jeder. Das ist nichts Neues. Das wäre uninteressant. Die spannende Sache an diesem Phänomen ist, dass unglaublich plakativ gezeigt wird, dass unser klassisches, mechanistisches, naturwissenschaftliches Weltbild unvollständig ist.
Also wenn es dieses Phänomen tatsächlich gibt, und ich bin mittlerweile überzeugt davon, dann stellt es das klassische naturwissenschaftliche Weltbild in Frage. Und zeigt, dass das nur einen Teil der Wirklichkeit erklärt. Dass es offenbar noch andere Möglichkeiten gibt, sich zu ernähren.
In den östlichen Traditionen gibt es dafür Erklärungsmodelle. In der Ayurveda-Medizin oder im medizinischen Qigong wissen sie seit Tausenden von Jahren, dass es dieses Phänomen gibt. Die wissen, Energie über Nahrung aufzunehmen, ist ein Weg. Aber es gibt auch die Möglichkeit des Prana, wie die Inder sagen, oder des Qi, wie die Chinesen sagen, um Energie über die Haut oder über die Atmung aufzunehmen. In den Yoga-Sutren des Patanjali ist schon vor 2000 Jahren beschrieben worden, wie das funktioniert. Dasselbe gilt für das medizinische Qigong.
Die klassische Medizin und die Biologie sind da noch relativ weit hinten, die Physik schon einen Schritt weiter. Warum lebt der Mensch? Woher nimmt er die Energie? Wenn sich Physiker mit solchen Fragen auseinandersetzen, dann kommen die auf ganz andere Antworten. Fritz Albert Popp vom Internationalen Institut für Biophysik sagt zum Beispiel, wir werden nicht durch die Stoffe genährt, also durch die Moleküle, sondern die Nahrung speichert die Information der Sonne.
Also die kohärente Energie, sagt Popp, die Moleküle werden einfach wieder ausgeschieden und was zurückbleibt ist das Licht oder die Information. Popp kann sich durchaus vorstellen, dass es auch direkte Möglichkeiten gibt, diese Information aufzunehmen.
Es gibt aber auch Erklärungsmodelle aus der Bewusstseinsforschung. Deshalb war es für mich in diesem Zusammenhang auch besonders interessant zu sehen, wozu Bewusstsein in der Lage ist.
Seit wann beschäftigen Sie sich mit diesem Thema?
P. A. STRAUBINGER: Als ich das erste Mal auf dieses Thema gestoßen bin, war ich noch überzeugter Agnostiker mit einem geschlossen mechanistisch-materialistischem Weltbild. Im Fernsehen habe ich eine Dokumentation über den Schweizer Nationalheiligen Niklaus von Flüe gesehen, der eben nichts gegessen oder getrunken hat. Ich fand das faszinierend, habe es aber auch relativ rasch wieder vergessen.
Später habe ich mich dann ein bisschen mit Yoga und Meditation beschäftigt und dabei den Meditationslehrer kennen gelernt, den man auch im Film sieht. Und der hat mir, das war im Jahr 2000, sehr authentisch vermittelt, dass er seit über einem Jahr nichts isst und nur Wasser trinkt. Ich habe damals keinen Grund gesehen, warum er mich anlügen sollte. Aber ja, gleichzeitig ist da natürlich alles, was man in der Schule lernt...
Das war eben genau der Punkt: Auf der einen Seite Skepsis, auf der anderen Seite Neugierde. Wenn es dieses Phänomen tatsächlich gibt, wieso beschäftigt sich die Wissenschaft nicht damit? Wieso steht das nicht in allen Zeitungen?
Die nahe liegende Antwort ist natürlich: Das ist alles Blödsinn, das sind ein paar esoterische Spinner, vergessen wir das wieder. Aber eben durch diesen persönlichen Kontakt gab es eine andere Triebkraft. Ich habe dann begonnen, mich privat damit zu beschäftigen.
P. A. STRAUBINGER: Im Internet gibt es zehntausende Seiten zu dem Thema. Ich habe mich in Newsgroups eingetragen und bin so an eine Unzahl von Informationen gekommen. Da gibt es natürlich viele Fälle von Menschen, die bei diesen Selbstversuchen gestorben sind. Es gibt Warnungen vor Sektenspinnern, aber dann gibt es auf der anderen Seite eben auch tausende von Berichten, dass Menschen so leben. Und eben nicht erst sei den 90er Jahren, als die Australierin Jasmuheen mit ihrer Beschreibung des „21 Tage Lichtnahrungs-Prozess“ international bekannt geworden ist, sondern das gibt es in allen Traditionen rund um den Erdball. Bei den Indern, bei den Chinesen, das gibt es im Christentum, das gibt es in Russland. Und es hat auch schon vor tausenden von Jahren Überprüfungen der Vorfälle gegeben. Der Gelbe Kaiser hat in China jemanden drei Wochen lang in einem Zimmer eingesperrt und geschaut, ob der nachher wieder lebend rauskommt. Ludwig von Bayern hat die Wassertrinkerin von Frasdorf zwei Wochen einsperren lassen und die war nachher gesund.
Ich habe dann auch aktuelle Befunde entdeckt. Es gibt Untersuchungen in Indien und in China. Was sich verbessert hat, war die wissenschaftliche Methode. Heutzutage kann man das mit Videoüberwachungen kontrollieren und man kann untersuchen, was medizinisch im Körper passiert. Der Yogi, den wir im Film sehen, sagt, dass er seit 70 Jahren nichts isst und nichts trinkt. 2003 ist er zumindest zehn Tage lang unter Videoüberwachung untersucht worden. Für diesen Zeitraum können die Ärzte garantieren, dass er nichts gegessen und nichts getrunken hat und auch nicht auf die Toilette gegangen ist. Wenn das ein normaler Mensch macht, überlebt er das durchaus auch, wenn er in gesunder Kondition ist, aber er muss zumindest seinen Harn loswerden. Wenn er das nicht macht, hat er extrem erhöhte Harnwerte und er wird sich selbst vergiften.
Dieser Yogi aber hatte ganz normale Harnwerte, er hatte normale Blutzuckerwerte und er hat keine Ketone im Blut. Das ist der wichtigste Hinweis darauf, dass kein Fasten-Stoffwechsel stattfindet. Wenn ein normaler Mensch von seinen Reserven lebt, muss er Fett in Zucker umwandeln und es entstehen Ketone. So etwas lässt sich im Blutbild relativ leicht nachweisen. Das ist eben der Vorteil der wissenschaftlichen Methode, dass ich sehen kann, da ist irgendwas dran.
Also man liest das im Internet, aber irgendwann bin ich zu dem Punkt gekommen, wo der Computer nicht mehr genügt. Da muss man hinfahren und selbst schauen und nachfragen. Das war so 2005, als ich mir erstmals dachte, die Suppe ist dick genug. Ich bin ja kein Wissenschaftler, sondern Journalist und gelernter Filmemacher. Insofern war es nahe liegend, dass ich die Recherchen mit der Kamera fortsetze und einen Film daraus mache.
Ist das eine verschlossene Szene oder sind diese Leute möglicherweise sogar interessiert daran, sich nach außen hin mitzuteilen?
P. A. STRAUBINGER: Es ist überhaupt keine Frage, dass es in diesem Bereich viel Betrug und wahrscheinlich noch mehr Selbstbetrug gibt. Die Leute, die interessiert daran sind, sich nach außen hin mitzuteilen, sind generell mit Vorsicht zu genießen. Man kann sogar sagen, ein Yogi ist im Normalfall nie daran interessiert, sich nach außen mitzuteilen oder seine Fähigkeiten zu demonstrieren. Daraus ergibt sich die große Schwierigkeit, authentische Phänomene zu finden. Anscheinend gibt es in Indien hunderte, vielleicht sogar tausende von solchen Menschen, nur meditieren die halt irgendwo im Urwald oder in einer Höhle im Himalaya und keiner hat Zugang zu denen. Der Yogi, den wir im Film sehen, hat auch Jahrzehnte meditiert, nur ist er eben in die Gesellschaft zurückgekommen und durch ein Riesenglück konnte man ihn überreden, dass er sich sozusagen als Dienst an der Menschheit untersuchen lässt.
Es war ja so, dass ich die ersten drei Jahre als Ein-Mann-Team losgezogen bin, also selbst Kamera, Regie und Ton gemacht habe. Das bringt zweifellos Nachteile mit sich, aber auch enorme Vorteile. Weil wenn man bei einem Yogi oder einem Qigong-Meister mit einem großen Team auftritt, dann sind die im Normalfall verschüchtert und werden sich dir nicht öffnen. Oft wollten die Leute am Anfang auch mit mir nicht reden. Oder sie haben abgeblockt, wenn sie was von einem Film gehört haben. Aber ich bin einfach dort gesessen und habe gedacht: Das ist mir wuscht, ob ich da jetzt drehe oder nicht, ich plaudere mit denen. Und irgendwann hat halt der gesagt: „Okay, you can film me.“ Dann habe ich eben meine Kamera aufgebaut und gefilmt. Teilweise waren das Sachen, die ich gar nicht gebraucht habe. Ich habe ja 200 Stunden Rohmaterial. Aber teilweise waren dann immer auch Sachen drinnen, die sind fantastisch. Die hätten andere einfach nicht gekriegt. Das ist schon ein Vorteil, wenn man so als Guerilla-Filmemacher unterwegs ist. Da öffnen sich manche Türen und man entdeckt gewisse Dinge, die man nicht entdecken würde, wenn man mit einem großen Team unterwegs ist.
Magersucht ist eine gefährliche Krankheit. Besonders unter Teenagern. Die könnten so einen Film leicht falsch verstehen.
P. A. STRAUBINGER: Magersucht ist eine psychosomatische Erkrankung und sollte keinesfalls mit Lichtnahrung in Verbindung gebracht werden. Uns war ganz wichtig, dass wir schon im ersten Drittel des Films klar machen, dass man da sehr vorsichtig sein muss. Ich glaube ein Punkt kommt in AM ANFANG WAR DAS LICHT ganz gut raus: Wenn dieses Phänomen bei jemanden auftritt, dann ist das ein Nebeneffekt eines gewissen Trainingszustandes, eines gewissen Bewusstseinszustandes, aber man sollte es nie als Selbstzweck anstreben nichts mehr zu essen. Das wird auch nicht funktionieren.
Glauben Sie, dass Phänomene, wie jene, die Sie in AM ANFANG WAR DAS LICHT beschreiben, in Zukunft eine größere Rolle in der Wissenschaft spielen werden?
P. A. STRAUBINGER: Ich bin überzeugt, dass solche Phänomene eine größere Rolle spielen werden, weil sich die Wissenschaft generell immer nur an den Grenzen erweitern kann. Irgendwann muss man die Fakten akzeptieren und wenn ich die Fakten akzeptiere, dann muss ich Erklärungsmodelle suchen. Das wird passieren. Wissenschaft entwickelt sich weiter und in 20 oder 30 Jahren wird die Sache völlig anders ausschauen.
„Der Glaube versetzt Berge.“ Hat Ihnen dieser Satz auch bei der Finanzierung des Films geholfen?
P. A. STRAUBINGER: Möglich. Bei der Finanzierung des Films sind viele Glücksfälle zusammengekommen. Erstens das Glück, einen Produzenten zu finden, der sich dafür interessiert hat. Dann, dass ich so eine ausführliche Projektentwicklung durchgeführt habe. Es gab ja schon rund 80 Stunden Material, bevor wir überhaupt den Hauptdreh gestartet haben. Damit konnten wir einen Demo-Film schneiden, über diesen Versuch in Indien, wo man gesehen hat, das ist nicht so ein Blödsinn, da ist was dahinter. Das hat die Filmförderung sicher erleichtert.
Aber ich bin auch überzeugt, vor 20 oder 30 Jahren hätte das trotzdem nicht funktioniert. Mittlerweile ist den Menschen einfach klar, dass es mehr gibt, als uns die klassische Naturwissenschaft weismachen will. Akupunktur zum Beispiel ist heutzutage eine anerkannte medizinische Technik. Anfang der 80er Jahre war das noch Scharlatanerie.
